Woher? Wohin? Wofür? Hauswirtschaft in Baden-Württemberg

Fachtagung am 30. Juni 2015 im Hospitalhof in Stuttgart

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Woher? Wohin? Wofür? Hauswirtschaft in Baden-Württemberg

Diese drei Fragen bestimmten das Programm der Fachtagung Hauswirtschaft am 30. Juni 2015 in Stuttgart. Veranstaltet wurde sie von der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Baden-Württemberg e.V. (LAG) unter der Schirmherrschaft von Sozialministerin Katrin Altpeter. Mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und ließen sich von den Grußworten, Filmbeiträgen, Vorträgen und Diskussionen anregen.  

Ministerialdirigent Andreas Schütze, seit kurzem Leiter der Abteilung „Soziales“ im Sozialministerium Baden-Württemberg, Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel und Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werk Württembergs, stellten sich den Fragen von Ursula Schukraft, Vorstandsmitglied der LAG. Schütze sagte zu, gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft dafür Sorge zu tragen, damit durch entsprechend ausgebildete Nachwuchskräfte auch in Zukunft die hauswirtschaftlichen Dienstleistungen gesichert sind. Mit dem Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz habe die Landesregierung einen Schwerpunkt gesetzt, der professionelle Fachlichkeit erfordere. Hier sieht er zukünftig auch angesichts der demografischen Herausforderungen und den Bedürfnissen der Menschen eine wachsende Nachfrage nach hauswirtschaftlichen Fachkräften.  

 

Großen Anklang fand ein zwölfminütiger Film, den Schülerinnen der Hedwig-Dohm-Schule in Stuttgart unter der Leitung von Eric Henzler produziert haben. Passanten, Schüler und Lehrer sowie der Schulleiter wurde nach ihrer Meinung zur Hauswirtschaft gefragt – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.


Wo die Hauswirtschaft derzeit steht zeigt die gerade veröffentlichte Studie „Hauswirtschaft als Spiegel gesellschaftlicher Herausforderungen“. Die wichtigsten Ergebnisse präsentierte Robert Baumann, Chefredakteur der Fachzeitschrift rhw management. Er stellte vor allem den hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung und die dadurch bedingte teilweise schlechte Bezahlung in den Mittelpunkt. Eine Weiterbildung bringe hier auf jeden Fall auch finanzielle Vorteile. Arbeitgeber schätzen an der Hauswirtschaft vor allem deren Fachkompetenzen, Management- und Organisationsfähigkeiten und die Vielseitigkeit. „Das Alleinstellungsmerkmal der Hauswirtschaft ist für mich auch die Vielfalt“ meinte Robert Baumann. Dass der Privathaushalt als Arbeitsfeld noch unterschätzt werde, davon ist der Referent überzeugt. Hier bedürfe es allerdings staatlicher Förderung wie zum Beispiel in Belgien, um die prognostizierte Nachfrage tatsächlich anzukurbeln. 


Mit Hanni Rützler war eine ausgewiesene Expertin für Food Trends eingeladen. Sie hat deutlich gemacht, dass die Ernährung und die Esskultur gerade eine rasante Veränderung durchlaufen und aus ihrem gerade veröffentlichten Food Report 2015 die neuen spannenden Entwicklungen wie Flexitarismus, New Gardening und „Do-it-yourself“ vorgestellt. Maß und Sinn unserer Ernährung stehen heute im Mittelpunkt; früher war der Blick zunächst auf die Menge gerichtet und dann auf die Qualität. Kochen ist nicht mehr Versorgung, sondern wird wie die anderen Lebensbereiche mobil. „Das Kochen geht nicht unter, sondern erfindet sich gerade neu“, findet Rützler und zeigte dies an Beispielen für gemeinsames Kochen und die Verknüpfung von Einkaufen, Kochen und Essen. 

„Highlights aus der Hauswirtschaft“ waren drei Praxisbeispiele aus der Alten- und Behindertenhilfe sowie aus einem Hauswirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmen.

 

OstA.L.B. ist ein Netzwerk von Hauswirtschafterinnen und Meisterinnen der Hauswirtschaft im Ostalbkreis, die haushaltsnahe Dienstleistungen gemeinsam vermarkten. Beate Dambacher machte deutlich, dass es gerade die Fach- und Sozialkompetenz ist, die die Qualität der Dienstleistungen ausmacht und von anderen Anbietern abhebt. Daher ist das Netzwerk auch auf Zuwachs programmiert! 


„Ethik & Hauswirtschaft – die Moral im Allltäglichen“ hatte Prof. Dr. Ulrike Pfannes von der HAW Hamburg ihren Vortrag überschrieben. Sie berichtete dabei über die Arbeit einer Projektgruppe in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh). Die Referentin stellte die erarbeiteten 10 Leitsätze und Beispiele für die konkrete Umsetzung vor. So lautet Leitsatz 2: „Hauswirtschaftliches Handeln ist wertschätzend“. Umsetzen lässt sich diese Anforderung durch wertschätzende Führung, durch die Begegnung mit Diskretion und Achtung oder auch durch die Beschäftigung mit der Biographie des zu Betreuenden. Die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen aus dem Jahre 2007 war eine gute Arbeitsgrundlage der Gruppe, deren Veröffentlichung im Herbst zu erwarten ist. 


„Zusammen erreichen wir mehr als allein“ – das haben sich die hauswirtschaftlichen Verbände in Baden-Württemberg auf die Fahne geschrieben: Sei es die Ausbildungsinitiative oder die politische Arbeit auch im Rahmen des Berufsbildungsausschusses : Die Tagung hat gezeigt, dass die Hauswirtschaft in Baden-Württemberg auf einem guten Weg ist.